Offene Beziehung und Trauma: Warum emotionale Krisen entstehen


Erfahre, warum offene Beziehungen bei manchen Menschen emotionale Krisen und Traumata auslösen können. Biologische, psychologische und bindungsbezogene Mechanismen erklärt.


Warum offene Beziehungen mehr als nur Freiheit sind

Offene Beziehungen wirken auf den ersten Blick wie ein Abenteuer: Mehr Liebe, mehr Lust, mehr Freiheit. Menschen wählen sie aus unterschiedlichen Gründen:

  • Neugier und Abenteuerlust – neue sexuelle Erfahrungen ausprobieren.
  • Unerfüllte Bedürfnisse – sexuelle oder emotionale Unzufriedenheit in der bestehenden Beziehung.
  • Philosophische Überzeugungen – Liebe als nicht-exklusiv verstehen, emotionale Freiheit leben.

Doch oft treffen diese rationalen Entscheidungen auf alte emotionale Wunden, die das Herz tief erschüttern können.


Wie Hormone und Gefühle zusammenwirken

Wenn wir uns auf eine offene Beziehung einlassen, reagiert unser Körper heftig:

  • Oxytocin: Bindungshormon für Nähe und Vertrauen.
  • Dopamin: Belohnungshormon für Lust und Nervenkitzel.
  • Cortisol: Stresshormon, das bei Eifersucht, Angst und Unsicherheit steigt.

Die Mischung kann euphorische Momente mit intensiver emotionaler Überforderung verbinden – selbst wenn beide Partner einverstanden sind.


Bindungstrauma wird aktiviert

Eine offene Beziehung kann alte Verletzungen ans Licht bringen:

  • Verlust- oder Trennungstrauma: Angst vor Verlassenwerden oder Ersetzenwerden.
  • Bindungsängste: Innere Konflikte bei Menschen mit Schwierigkeiten, sich emotional zu binden.
  • Selbstwertfragen: „Bin ich genug? Werde ich geliebt, wenn ich nicht exklusiv bin?“

Diese Gefühle sind biologisch und psychologisch erklärbar, kein Zeichen von Schwäche.


Warum Reden oft nicht ausreicht

Gespräche helfen nur begrenzt, wenn Hormone und alte Traumata aktiv sind. Typische Reaktionen:

  • Herzrasen und innere Unruhe
  • Heftige Eifersucht oder Verlustängste
  • Traurigkeit und emotionale Überforderung

Hier braucht es emotionale Selbstregulation und manchmal therapeutische Unterstützung, nicht nur rationale Absprachen.


Wege zum Umgang und zur Heilung

Um mit emotionalen Krisen in offenen Beziehungen umzugehen, helfen:

  1. Selbstreflexion: Gefühle bewusst wahrnehmen und benennen.
  2. Emotionale Regulation: Atemübungen, Meditation oder Körperarbeit stabilisieren.
  3. Therapeutische Begleitung: Traumatherapie kann alte Bindungsverletzungen heilen.
  4. Klare Absprachen: Regeln reduzieren Unsicherheit, ersetzen aber nicht die emotionale Verarbeitung.
  5. Geduld und Selbstmitgefühl: Emotionen brauchen Zeit, um integriert zu werden.

Fazit: Verstehen statt verurteilen

Offene Beziehungen sind nicht automatisch emotional leicht. Sie können Bindungstraumata und Verlustängste aktivieren. Wer die biologischen, psychologischen und traumatischen Mechanismen kennt, kann bewusster handeln, Schmerz verarbeiten und emotionale Krisen als Chance zur Heilung nutzen – anstatt sich von Schuldgefühlen und Verwirrung überwältigen zu lassen.

Ich begleite dich sehr gerne durch die Stürme dieser Zeit, falls du gerade in einer Erfahrung dieser Art stecken solltest. Bei Bedarf begleite ich dich auch sehr gerne mit deinen jeweiligen Partner(n) mit Verständnis, Mitgefühl und Klarheit.

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